Asien
Asien, der größte Kontinent der Erde, mit einer Vielzahl von Völkern und Kulturen, ist in der Lübecker Sammlung mit den meisten Objekten vertreten. Schwerpunkte bilden die Regionen Zentralund Ostasien. Aber auch aus anderen Teilen des Kontinents stammen bemerkenswerte Sammlungskomplexe, beispielsweise zahlreiche alte und hochwertige buddhistische Bildwerke aus Thailand – hauptsächlich Geschenke der dort um 1900 tätigen Herren Wilhelm Brehmer, Ernst Spethmann und Leutnant z.S. Eschenburg – sowie Masken aus Sri Lanka und eine 1912 erworbene Sammlung von den Großen Andamanen-Inseln.
Der Zentralasienbestand der Völkerkundesammlung ist herausragend. Er rekrutiert sich in erster Linie aus einer Vielzahl von Gegenständen, die Richard Karutz auf drei Sammel- und Forschungsreisen in die heutigen Staaten Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan (1903, 1905 und 1909) zielgerichtet und systematisch für eine Präsentation im Museum zusammengetragen hat. Dazu gehören u.a. eine kasachische Jurtenkonstruktion mit Zubehör, Kleidung, Schmuck, Knüpfarbeiten, Hausrat, Waffen, Reiterausrüstungen, magische Heilmittel und Spielzeug. Mehrheitlich zeichnen sich die von Karutz gesammelten und dem Museum geschenkten Objekte durch eine besondere handwerkliche Qualität und durch die Tatsache aus, dass ihre Erwerbssituation größtenteils publiziert wurde. 1986 unternahm Helga Rammow eine Sammelreise auf den Spuren ihres Vorgängers und erwarb über hundert rezente Vergleichsstücke.
Die ostasiatischen Kulturen waren bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit einer Vielzahl von Objekten vertreten. Um die sehr umfangreiche China-Sammlung hat sich vor allem Frau Konsul M. Pasedag verdient gemacht, die für das Museum sehr viele thematische Einheiten in China erwarb. Der 1.200 Objekte zählende Japan-Bestand umfasst zahlreiche Lackarbeiten, Accessoires, Farbholzschnitte und insbesondere Gegenstände, die der Bewaffnung zuzurechnen sind, darunter eine umfangreiche Sammlung von Schwertstichblättern (tsuba) aus dem Besitz von Gustav Jacoby (1857-1921).
Ein großer Teil der Japan-Sammlung stammt aus dem 1893 gegründeten Gewerbemuseum der Stadt, das bereits 1911 wieder aufgelöst und mit dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte zusammengelegt wurde. 1913 erhielt das Museum für Völkerkunde alle „fremdländischen“ Objekte aus dieser Sammlung. Das hing damit zusammen, dass das Museum für Kunst und Kulturgeschichte sich nach seinem Einzug in das ehemalige St. Annen-Kloster in einer neuen Ausrichtung allein auf Lübecker Objekte spezialisieren wollte. Auffällig an der asiatischen Sammlung ist ihre Vielzahl von qualitätvollen Werken aus dem buddhistischen Themenkreis. Dazu gehören beispielsweise auch die chinesischen und japanischen Objekte, die Hildegard Vogt (Freiburg i. Br.) zwischen 1969 und 1978 der Völkerkundesammlung schenkte. Frau Vogt, die in Lübeck zur Schule gegangen und dort ihr Lehrerinnen-Examen absolviert hatte, lebte mit ihrem Mann, Dr. Karl Vogt, Justitiar an der Deutschen Botschaft in Tokio, jahrzehntelang in Japan.