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Amerika

Die Amerika-Sammlung des Museums umfasst gegenwärtig etwa 5.000 Objekte. Lange Zeit war sie zahlenmäßig eine der schwächsten Abteilungen, nicht zuletzt aufgrund der Verluste durch die Zerstörung des Museums 1942, bei der die amerikanische Sammlung mehr als 20% seiner Objekte verlor.

Unter den Nordamerika-Beständen ragt eine etwa 150 Objekte umfassende Eskimo- bzw. Inuit-Sammlung heraus, die eine recht vollständige Dokumentation dieses arktischen Jägervolkes ermöglicht. Insbesondere der aus Alaska kommende Teil dieser Sammlung, der größtenteils 1888 von einem Herrn Feldien aus Wismar erworben wurde, enthält herausragende Stücke. Aus Grönland stammt neben Jagdgeräten, Kleidung und Modellen von Kajaks, die mehrheitlich 1926 von dem norwegischen Forschungsreisenden Christian Leden angekauft wurden, auch ein Original-Kajak mit Doppelpaddel, das Geschenk eines Herrn Rösing vor 1887. 1904 konnte das Museum eine größere Sammlung von dem bekannten Hamburger Ethnographica-Händler J. F. G. Umlauff erwerben. Es handelt sich dabei um eine 255 Nummern umfassende Sammlung von der Nordwestküste, die von den bekannten Brüdern Adrian und Fillip Jacobsen 1885 hauptsächlich unter den Nuxalk zusammengetragen worden war. Bereichert und aufgewertet wurde die Lübecker Nordamerika-Sammlung durch eine großzügige Schenkung des Künstlers Horst Antes, der im Jahre 2000 die umfangreiche Ausrüstung des Navajo-Medizinmannes Benet Toehe in memoriam Dr. Gerhard Gerkens an die Völkerkundesammlung übergab. Eine Sammlung des verstorbenen Linguisten Prof. Dr. Werner Winter, die im letzten Jahr in das Museum als Dauerleihgabe kam, umfasst zahlreiche Gegenstände aus dem Südwesten der USA, die Mitte der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts vor Ort von ihm erworben wurden.

Mittelamerika ist nur mit wenigen Objekten vertreten, weist aber Spitzenstücke wie eine archäologische Nayarit-Sammlung auf. Diese wurde dem Museum 1902 von dem Lübecker Kaufmann Carl Behn (1847-1911) geschenkt, der Konsul der Freien und Hansestadt Lübeck in Mexiko war.

 

Wesentlich reichhaltiger bestückt ist die südamerikanische Sammlung. Alt-Peru ist trotz großer Verluste im Zweiten Weltkrieg durch Keramik- und Textilobjekte gut vertreten. Eine 1922 erworbene, kleine aber bedeutende Chaco-Sammlung und eine Mundurucú-Sammlung aus dem Jahre 1931 sind bemerkenswert. Nicht unerwähnt bleiben darf eine wenige Objekte umfassende Brasilien-Sammlung des Lübecker Arztes und Forschungsreisenden Dr. Robert Avé-Lallement (1812-1884). Avé-Lallement arbeitete als Arzt in Rio de Janeiro und bereiste auf Anregung Alexander von Humboldts zwischen 1858 und 1859 große Teile Nord- und Süd-Brasiliens. 1983 erwarb Dr. Helga Rammow, die langjährige Leiterin der Völkerkundesammlung, auf Märkten und von Privatpersonen in Bolivien eine hundert Objekte umfassende rezente Sammlung für die Ausstellung „Was geht uns ihre Armut an?“