Rumänien vor hundert Jahren
Neben Alben aus Afrika und der Südsee verdient eine Sammlung früher Fotografien aus Rumänien besondere Beachtung. Urheber dieser Kollektion war Dr. Karl Müller, Vater der berühmten Lübecker Künstlerin Alen Müller-Hellwig, der während des Ersten Weltkriegs Leiter des Passamtes in dem von deutschen Truppen besetzten Landesteil war. Neben Gruppenbildern zur behördlichen Erfassung von Einheimischen beauftragte Dr. Müller die ihm unterstellten Fotografen auch mit weiteren Dokumentationen von Land und Leuten. Diese Bilder zeigen etwa Kirchen, die unter der späteren Herrschaft des Kommunismus verfielen oder abgerissen wurden. Ebenso bilden sie die damals noch reichere Tierwelt des Landes und die vorindustrielle Arbeitsweise der Landbevölkerung ab. Sie sparen aber auch - damals wie heute - an den Rand der Gesellschaft gedrängte Menschen wie die Roma nicht aus. Trotz ihres militärischen Kontextes stellen diese Bilder somit bedeutende historische Zeugnisse dar, die hoffentlich auch der Forschung in Rumänien in naher Zukunft zu Gute kommen werden.
In unserem heutigen medialen Zeitalter kommt den Fotosammlungen ethnologischer Museen eine immer größere Bedeutung zu. Unser Bestand ist bisher noch lange nicht weltumspannend, weder für die Zeit vor noch nach 1945, weshalb wir uns auch weiterhin über Schenkungen oder Kopien - bevorzugt in digitaler Form - von historischen Reiseberichten und Fotografien aus Privatbesitz freuen.