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Hai-Maske, Bidyogo, Guinea Bissau, 20. Jh., Nachlass Sammlung Muhlack
Goldgewicht Schildkröte, Akan, Ghana, 19./20. Jh., Nachlass Sammlung Muhlack
Maske eines Sägefisches, Bidyogo, Guinea Bissau, 20. Jh., Nachlass Sammlung Muhlack

Macht und Magie - Tiere in den afrikanischen Kulturen
im Museum für Natur und Umwelt

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2022 stehen die Lübecker Museen mit drei Ausstellungen im Zeichen von Afrika. Dieser Afrika-Ausstellungszyklus ist das seit langem größte und ambitionierteste Projekt der Lübecker Völkerkundesammlung. Grundlage dieses Projektes ist eine Auswahl der rund 3.500 Kunstwerke aus dem Nachlass des Kieler Afrika-Sammlers Bernd Muhlack, die erst vor wenigen Monaten in den Besitz der Völkerkundesammlung gelangten. Die Highlights dieser bisherigen Privatsammlung werden nun weltweit erstmalig öffentlich präsentiert. Dabei geht es aber nicht nur um die Kunst. Wir beschäftigen uns, ausgehend von diesen Skulpturen, mit Fragen von Natur, Religion, den historischen Verbindungen von Afrika und Lübeck sowie natürlich auch mit unserer Kolonialgeschichte.

Begleitend zu den Ausstellungen entsteht in den kommenden Monaten unter dem Motto „Afrika in Lübeck“ ein partizipatives Online-Projekt, mit dem wir die vielschichtigen Spuren Afrikas in der Stadt erforschen und auf einem digitalen Stadtplan sichtbar machen wollen. So möchten wir unbekannte Orte und Ereignisse unserer gemeinsamen rund 800-jährigen Geschichte und Gegenwart sichtbar machen. Wir wollen Menschen zu Wort kommen lassen, deren Stimmen sonst ungehört bleiben und eine neue Form gemeinschaftlicher Museumsarbeit ausprobieren. Schon jetzt laden wir Lübecker:innen mit und ohne Migrationshintergrund ein, ihr Wissen und ihre persönlichen Geschichten über die Verbindungen von Afrika und Lübeck mit uns zu teilen.

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Mensch und Tier in Afrika

Die Ausstellung „Macht und Magie – Tiere in den afrikanischen Kulturen“ wurde von der Völkerkundesammlung mit dem Museum für Natur und Umwelt gemeinsam erarbeitet. Das Herzstück der Ausstellung bilden Tierskulpturen aus 13 Ländern Afrikas. Wir laden unsere Besucher:innen dazu ein, die Tierwelt durch die Augen afrikanischer Künstler:innen neu zu entdecken und dabei althergebrachte europäische Vorurteile zu hinterfragen. Viele Masken und Skulpturen in dieser Ausstellung sind nicht bloß Kunstwerke, sondern zeugen von der besonderen spirituellen Verbindung zwischen Mensch und Tier in den traditionellen afrikanischen Kulturen. Selbst in Europa wenig beachtete Tiere wie Mäuse oder Spinnen können machtvolle Götterboten sein, die Zugang zum Jenseits haben und die Zukunft vorhersagen können.

Zudem dienen uns diese Kunstwerke als Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen ökologischen Problemen des Kontinents. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Kolonialismus und Klimawandel? Was hat die globale Fischindustrie mit der Flüchtlingskrise zu tun? Oder wie stehen Naturschutz und Menschrechte zueinander?

Wir möchten mit dieser Ausstellung auch an unsere gemeinsamen Anfänge erinnern. Denn genau am Standort des heutigen Museums für Natur und Umwelt wurde 1893 das erste Lübecker Museum, das Museum am Dom - errichtet, in dem u.a. Völkerkunde und Naturkunde unter einem Dach vereint waren. Auch waren es die gleichen Lübecker:innen in Übersee, die beiden Sammlungen Objekte, Tiere und Pflanzen schickten, um das Museum zu fördern. Einer von ihnen war Heinrich Brehmer (1830-1866). Er war Sohn eines Lübecker Bürgermeisters und Mitte des 19. Jhs. als Kaufmann in Zentralafrika. So bekam er Zugang zu Regionen, die damals in Europa noch weithin unbekannt waren. Seine bedeutendste Schenkung war eine Gruppe von präparierten Menschenaffen, welche zu einer internationalen Attraktion des Museums avancierten. Mit der Vernichtung seiner Sammlung im Zweiten Weltkrieg ist Heinrich Brehmer in Vergessenheit geraten und viele Details seiner tragischen Lebensgeschichte sind erst bei der Vorbereitung dieser Ausstellung mit Materialien aus Archiven in Hamburg und Kiel wieder ans Licht gekommen.

Auch sonst finden sich einige Hinweise auf kuriose Lübecker Geschichten, etwas von den ersten afrikanischen Tieren in der Stadt oder dem Lübecker Ehepaar Duderstadt, das als frühe Touristen bereits 1911 mit der Kamera rund um Afrika reiste und eher zufällig den Beginn des europäischen Raubbaus an der afrikanischen Natur dokumentierte.

Heinrich Brehmer, © Landesbibliothek Kiel
Wohnhaus der Familie Brehmer, Mühlenstr. 26, um 1910, © Fotoarchiv HL
Gorillas im Naturkundemuseum, Reproduktion eines Original Albumin-Lichtdruckes von Johannes Nöhring, 1867, Sammlung Museum für Natur und Umwelt, Foto: Stadtarchiv Lübeck

Anhand von Filmplakaten von Tarzan & Co setzen wir uns auch mit den Afrika-Fantasien in unseren Köpfen auseinander. So stellen wir fest, dass viele unserer Vorstellungen über Afrika eigentlich nur Fantasien sind, die sich aus Romanen, Filmen und der Werbung speisen. Häufig können in diesen Erzählungen nur Europäer die afrikanische Natur schützen und den Menschen helfen. Während der Vorbereitung dieser Ausstellung haben wir eine Reihe faszinierender Afrikaner:innen kennengelernt, die auch ohne einen solchen „White Savior“ (Weißer Retter) bestens auskommen. Unter ihnen sind Intellektuelle, Wissenschaftler, Künstlerinnen, Tierschützer und Klima-Aktivistinnen. Die meisten von ihnen tauchen in unseren Medien niemals auf. Und so möchten wir auch ihrer ökologischen Arbeit mit dieser Ausstellung mehr Aufmerksamkeit verschaffen.

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Kurator Lars Frühsorge im Interview mit Christian und Bettina Aust


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